Mein Ehrenamt endet – mein Einsatz für Kinderrechte geht weiter

Was Kinder wollen und brauchen, um gesund und glücklich aufzuwachsen – das wird von uns Erwachsenen zu oft nicht wahr- und ernst genommen. Und so liegen auch über 30 Jahre nach Inkrafttreten der UN-Kinderrechtskonvention noch immer viele Steine auf dem Lebensweg von Kindern – Steine, die ausgrenzen und einschränken.

Ich bin mit 8 Jahren aus der Türkei nach Deutschland eingewandert. Zusammen mit meiner alleinerziehenden Mutter. Ohne Sprachkenntnisse. Weder mein Bildungsweg, noch mein beruflicher Erfolg waren mir in die Wiege gelegt, geschweige denn leicht zu erreichen. Aber ich hatte Glück: Ich hatte Menschen an meiner Seite, die in der Lage waren, Steine für mich aus dem Weg zu räumen und viele Hürden überwindbar zu machen. Ich weiß, dass viele Kinder weniger Glück haben – und es ärgert mich, dass Zukunftschancen noch immer so sehr eine “Glückssache” sind. Meine Erfahrungen haben mich angespornt – und spornen mich jeden Tag von neuem dazu an – mich für Kinderrechte einzusetzen. Ich habe die Vision von einem Land, in dem jedes Kind, unabhängig von Herkunft oder davon, wo es aufwächst, die besten Chancen hat, glücklich groß zu werden, dazuzugehören und mitzugestalten.

Vor dem Hintergrund meiner Biografie war es immer folgerichtig, mich ehrenamtlich für den Kinderschutzbund zu engagieren. Und es war mir eine große Freude, als ich 2019 in den Vorstand gewählt wurde. In den vergangenen Jahren haben wir gemeinsam vieles für die Kinderrechte in Deutschland erreicht. Ohne den Kinderschutzbund hätte es noch sehr lange gedauert, bis die Lage der Kinder in der Pandemie thematisiert worden wäre. Ohne den Einsatz des Kinderschutzbundes gäbe es keine Interministerielle Arbeitsgruppe zur Gesundheit von Kindern. Der Kinderschutzbund leistet einen unermesslichen Beitrag dafür, dass die UN-Kinderrechte in Deutschland Beachtung finden: Indem er die Lebensrealität von Kindern genau ansieht und ihre Interessen immer wieder in den Mittelpunkt rückt; indem er Akteur*innen im Kinderschutz vernetzt und weiterbildet; und nicht zuletzt indem er Kinder und Jugendliche mit konkreten Angeboten stärkt. Viele kluge Köpfe, fleißige Hände und große Herzen tragen zu dieser Arbeit bei. Und ich habe mein Ehrenamt im Vorstand immer als ungemein sinnstiftend erlebt.

Dennoch musste ich mich nun schweren Herzens von meinem Ehrenamt verabschieden und habe mich entschieden, nicht erneut zur Vorstandswahl anzutreten.

Meine Funktion als Parlamentarische Staatssekretärin im Familienministerium und all die Herausforderungen unserer Zeit binden meine gesamte Arbeitskraft. Da bleibt am Ende des Tages zu wenig Zeit und Energie übrig, um mein Ehrenamt so auszufüllen, wie ich es von mir selbst erwarte.

Auch wenn ich nun vorerst nicht mehr im Vorstand des Kinderschutzbundes aktiv sein werde, geht mein Einsatz für die Chancen und Rechte von Kindern ungebrochen weiter. Als Parlamentarische Staatssekretärin im Familienministerium, als Nationale Kinderchancen-Koordinatorin der Bundesregierung, als Mitglied des Bundestages: Ich setze mich weiterhin mit ganzer Kraft dafür ein, Perspektiven von Kindern überall in Deutschland spürbar zu verbessern. Dafür arbeiten wir in der Bundesregierung unter anderem an einer armutsfesten Kindergrundsicherung, der Verankerung von Kinderrechten im Grundgesetz und der Umsetzung einer inklusiven Kinder- und Jugendhilfe.

Und ich bin überzeugt, auch der Kinderschutzbund wird weiterhin hervorragende Arbeit leisten und Kinderrechten in Deutschland Rückenwind geben. Und ich wünsche dem neuen Vorstand von Herzen alles Gute, Mut und zahlreiche Mitstreiter*innen, um Kindern und Jugendlichen weiterhin Steine aus dem Weg zu räumen und Türen zu fairen Zukunftschancen zu öffnen.

 

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