Gegen den Krieg, gegen Gewalt
Um 14.09 Uhr halten die Menschen auf der Straße des 17. Juni inne. Niemand telefoniert zwischen Siegessäule und Brandenburger Tor, niemand redet mit seinem Nachbarn. Es ist eine Schweigeminute für die Opfer des Krieges gegen die Ukraine, eine Schweigeminute für den Frieden. „Es ist beeindruckend, wenn 500.000 Menschen den Atem anhalten“, ist die Rednerin aus den Lautsprechern zu hören. Der Applaus der Demonstranten schwillt an, hallt vieltausendfach durch den Tiergarten. Lange hat Berlin nicht mehr solch eine Demonstration erlebt. Die Polizei schätzt die Teilnehmerzahl im unteren sechsstelligen Bereich. Angemeldet waren 20.000.“ So steht es in der Berliner Zeitung in der Onlineausgabe.
Am Ende sind es mehr als 100.000 Menschen, die sich gegen den Krieg, gegen Gewalt, gegen den Angriff auf unsere westliche Welt, unsere Kultur, gegen den russischen Angriff auf die demokratische Selbstbestimmung der Völker und so vieles mehr wendet. Davor hatte der Bundestag debattiert. Es gab viel Applaus.
Im Strudel
Tagtäglich entscheiden sich Firmen aus Russland zurückzuziehen, Es werden Sanktionen aus vielen Ländern, der EU, beschlossen. Türkei schließt den Bosporus für den Schiffsverkehr. Viele Gänsehautmomente der Solidarität, des Zusammenstehens. Unendlich viele Erklärungen vieler Organisationen und immer wieder die Frage, was können wir tun? Wie geht es weiter?
Wir können gar nicht aufhören zu analysieren, zu erklären. Die Sondersendungen im Fernsehen füllen sich ganz von alleine mit den Berichten vor Ort, mediale Überwältigung. Auch ich hatte schon Kontakt zu den Staatssekretären aus dem ukrainischen Familienministerium. Es ist als ob wir gar nicht mehr aufhören können, in Aktionismus zu verfallen. Auch deshalb, weil wir uns so machtlos, so hilflos fühlen. Weil niemand daran gedacht hat, dass unsere friedliche Welt, unsere Sicherheit, unser Wohlstand, unser Europa, unsere Erde, wie wir sie kennen, bedroht sein könnte.
Mehr als Symbolik
Habe ich eine Antwort? Nein, woher auch? Aber Hoffnung, dass die Diplomatie wirkt, dass es eine Wende gibt, dass die Menschen vor Ort Schutz finden, der Krieg endet. Bis dahin aktivieren wir alles was wir können, um den Menschen zu helfen, die in Not sind. Und ja, auch ich gehe auf die Straße. Ist es nur Symbolik, wie es Friedrich Merz in seiner Rede im Bundestag ausgedrückt hat? Nein, es ist weit mehr als das. Das ist das Zusammenwachsen und Zusammenstehen von Menschen, die sich für den Frieden einsetzen. Auch ein Augenblick des Glücks, dabei zu sein und dies zu erleben. Berlin kann schweigen, in einer lauten, dauerbeschallten Welt, inne halten- zwischen Siegessäule und Brandenburger Tor. Berlin du bist eine großartige Stadt.
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